CR-Redaktionsrückblick: Kalenderwoche 09/2015
Eine traurige Woche für Nerds

In der letzten Woche mussten Nerds auf der ganzen Welt einen schweren Schock verarbeiten: Leonard Nimoy, der originale Mr. Spock, ist aufgrund einer Lungenerkrankung von uns gegangen und somit hat uns erneut einer der Gründervater der ersten großen Nerdbewegung verlassen. Doch wollen wir versuchen, uns auf die positiven Aspekte der letzten Woche zu konzentrieren, so sehr sie auch überschattet sein mögen. Wie schon in den letzten zwei Wochen geben wir euch einen kurzen Einblick, was uns in der Redaktion in der letzten Woche denn so bewegt hat.
Anime
In der letzten Woche habe ich zwei große Bildungslücken schließen dürfen. Einerseits beendete ich Dragon Ball GT und konnte mich überzeugen, dass es den konzentrierten Hass, den es erfährt, wahrlich nicht verdient hat. Insbesondere die Grundidee des finalen Arcs, wenn auch teilweise unschön ausgeführt, hinterließ bei mir einen Eindruck von gewisser Genialität und ich konnte nicht umhin, den Showrunnern für diese Tribut zu zollen.
Wirklich stolz bin ich aber auf die Beendigung der anderen längeren Serie, die mich in letzter Zeit beschäftigt hatte: Madhouse's Adaption von Naoki Uarasawas Monster. Die 74-teilige psychologische Serie hat mich nicht nur durch ihre minutiöse Planung (wirklich ALLES wirkt bedacht und begründet eingesetzt), sondern auch durch ihre Depiktion des Deutschlandes der 90er Jahre. Wenn man sich selbst darüber freut, dass die Befliesung eines Badezimmers authentisch wirkt, weiss man, dass ein unglaublicher Aufwand in die Nachforschung der Zustände hierzulande gesteckt wurde. Darüber hinaus bot die Serie eine fantastische englische Vertonung, welche leider nur in Australien vollständig erhältlich ist. Es ist wirklich schade, dass kein Publisher hierzulande dieses Meisterstück lizenziert, da eine deutsche Lokalisierung hier prädestiniert sein sollte, doch würde sich dies bei der aktuellen Martksituation hierzulande wohl kaum rentieren.
- kayserlein
Ich habe derzeit nicht sehr viel Zeit gehabt, mich mit den Serien dieser Season auf dem Laufenden zu halten und auf den ersten Blick wirken die meisten auch nicht so interessant (JoJo’s Bizarre Adventure, Akatsuki no Yona und Parasyte retten es etwas), aber ich bin mir fast sicher, dass es unter all den Titeln noch ein paar positive Überraschungen gibt.
Umso erfreulicher war aber, dass wir hier endlich wieder GTO begrüßen konnten. Ich habe die Serie früher schon einmal gesehen und später den Manga gelesen und auch, wenn der Anime leider etwas früher endet als der Manga, so bleibt der Anime doch eine wundervolle Erinnerung an das Frühjahr 2008, in welchem ich viele wichtige Dinge über das Leben lernen konnte. Ich freue mich auf jeden Fall schon darauf, mir den Anime noch einmal komplett anzusehen – sobald ich endlich Zeit habe.
- Lepetit89
Games
Mehr aus einer Laune heraus warf ich nochmal ein altes Spiel auf meiner Steambibliothek an. Anno 2013 kaufte ich mir Hotline Miami, tat es nach wenigen Leveln jedoch als plump und gewaltgeil ab. Nun befasste ich mich aber nochmals damit und erkannt, um wieviel intelligenter es eigentlich ist. Die One-Hit-Death Mechanik verlaut dem Spiel einen enormen Realismus und man muss in jedem Level bereits zehn Schritte im Voraus planen, im Notfall aber blitzschnell reagieren können. Dazu bietet die Story einen interessanten Einblick in den geistigen Verfall eines Auftragskillers. Lediglich die hohe Trial-and-Error-Rate muss man aushalten können. Wer dazu jedoch in der Lage ist, sollte diesem Kleinod auf jeden Fall seine Zeit schenken - zumal man es mittlerweile buchstäblich geschenkt kriegt.
- kayserlein
In meinem Leben habe ich recht viele MMORPGs gespielt, manche länger, manche kürzer. Obwohl Final Fantasy XI den Titel meines ersten MMORPGs an Dark Age of Comelot verloren hat, so ist es doch das Spiel, das den meisten Einfluss auf mich ausgeübt hat – sechs Jahre lang, mit ein paar Unterbrechungen dazwischen.
Bei der Flut an kurzlebigen MMORPGs heutzutage merkt man, vor allem als älterer Spieler, dass sich sehr viel geändert hat. Kommunikation in Partys beschränkt sich, begünstigt vor allem durch Abstrusitäten wie Dungeon- oder Duty-Finder, auf das Allernötigste und fällt leicht ab in Beleidigungen. Content spielt sich größtenteils in Instanzen ab, die Welt außerhalb dieser ist quasi tot (ein Hoch auf Teleports!).
FFXI hat sich in dieser Hinsicht zwar leicht gewandelt, aber hat im Kern noch immer die Sachen von früher, die ich geliebt habe (wobei es leider keine EXP-Partys in dem Sinne mehr gibt). Dank der internationalen Server hat man immer noch eine wunderbar vielschichtige Community und lernt noch immer Leute aus aller Welt kennen; automatisierte Tools zum Finden von Partys gibt es nicht – man muss noch kommunizieren! Und, was auch wunderbar ist, es ist nicht jeder Job eine Kopie des Anderen, weil das Balancing auf keinen Fall beeinträchtigt werden kann. Es kann einfach nicht jeder gleich stark sein; das ist mir persönlich lieber als zwölf Klassen, die das Gleiche machen und dabei nur andere Rüstungen tragen. Vielleicht gehe ich einfach gern durch den Schnee zehn Kilometer zur Schule, bergauf in beide Richtungen, aber es findet sich einfach kein anderes MMORPG, das mir noch so viel Spaß macht, wie es FFXI tut.
- Lepetit89
Industrie
Eine interessante Entwicklung tut sich momentan in der Gamesbranche auf. Nachdem Telltale mit seinen episodenbasierten Spielen einen enormen Erfolg verbuchen konnte, erwägt nun auch Square Enix, auf den zug aufzuspringen und möchte eventuell Rollenspiele in einem ähnlichen Format auf den Markt bringen. Was ich grundsätzlich für eine interessante Idee halte, wird allerdings nahezu unmöglich in der Ausführung sein, da der Publisher bereits eingesteht, dass diese dadurch ihre Weitläufigkeit verlieren würden, was immerhin mit zu den Kernkompetenzen des Genres zählt.
Weitaus interessanter finde ich aber Telltales Kooperation mit Lionsgate. Die Verbindung von Spiel und Film ist ein interessanten Konzept und würde jemand anderes daran arbeiten, hätte ich wahrscheinlich wenig Vertrauen in die Aktion. Doch, wenn es jemand schaffen kann, dann Telltale, wie sie mit ihrem Serienkonzept im Spielemedium schon bewiesen haben. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich noch nichts Genaueres über das Projekt einschätzen, es bleibt nur die Sorge, dass Telltale ihre Manpower überschätzt, da sie so schon Probleme mit der Produktionsgeschwindigkeit haben, was sich durch einen solchen Mammutaufwand wohl kaum verbessern würde (lies: Ich will Borderlands Episode 2!).
- kayserlein
Vermutlich tritt man hier mittlerweile auf ein totes Pferd, aber solange der Schwanz noch wackelt, geht es wohl. Erst heute sah ich einen interessanten Artikel auf Spiegel.de, welcher bei deutschen Streaming-Anbietern gravierende Mängel feststellte, die uns hier vermutlich mehr als bekannt sind. Kurz und bündig ist der Kern des Artikels, dass die Problematik fehlender Serien nicht nur Streaming-Seiten für Anime betrifft, sondern auch viele andere Anbieter, beispielsweise von Filmen und sonstigen Serien.
Ich, der ich diese Season vergeblich auf Kantai Collection hoffte, frage mich in solchen Situationen natürlich stets, ob das alles sinnvoll ist. Ich bin der Typ Mann, der nur einem/r Frau/Anbieter treu ist, ein Abo bei einem zweiten Streaming-Service ist für mich undenkbar. Letztendlich kann ich also nur auf den DVD-Release warten und beten, dass mir keine Spoiler irgendwo in den Weg kommen (danke noch einmal an den Burschen, der mir Madoka gespoilert hat!). Natürlich verstehe ich, dass es hier um Unternehmen geht, die sich mit Exklusiv-Lizenzen und dergleichen am Leben halten; ob es jetzt einen bestimmten Stuhl nur bei einem Anbieter gibt oder eine Serie, da hängt ein riesiger Rattenschwanz an Arbeitsplätzen und Umsatz dran.
Nichtsdestotrotz wäre es doch ein schöner (und utopischer) Gedanke, wäre all das nicht notwendig und ich wäre nicht darauf angewiesen, mir DVDs zu kaufen, deren Daten keine drei Jahrzehnte durchhalten, wenn überhaupt zwei. Letztendlich muss man da allerdings einfach Verständnis zeigen und erkennen, dass das ein großes Problem ist, welches nicht so einfach gelöst werden kann – zitieren wir also, resignierend, noch einmal den Artikel:
„Die eigene Lieblingsserie, die gibt es gefühlt immer nur bei den anderen.“
- Lepetit89
Youtube
Psycho-Pass 2 war in vielen Belangen eine Enttäuschung für mich. Zu schlecht war das Writing und zu zahlreich waren die Widersprüche zu den etablierten Regeln der ersten Staffel. Während ich mir des Wechsels an Personal hinter der Produktion bewusst war, ist es doch interessant zu sehen, einmal eine komplette Zusammenstellung des Ausmaßes dieses (wie ich fast schon sagen würde) Desasters serviert zu bekommen. Youtuber Digibro tut genau dies in seiner neuen Videoreihe, in der er ausführlich analysieren möchte, welche Qualitäten die erste Staffel bot und wie sie in der zweiten abhanden kamen. Das Video oben ist lediglich ein Ankündigungsvideo, da er in der jüngeren Vergangenheit Probleme mit dem Copyrightsystem Youtubes hatte. Die ersten beiden Teile seiner Analyse findet ihr daher auf seinem Blog, den ich hier verlinke, der allerdings auch in der Videobeschreibung zu finden ist.
- kayserlein
Und damit schließt sich wieder der Vorhang zu unserem wöchentlichen Rückblick. Was hat euch bewegt und womit habt ihr euch beschäftigt? Und was wird Valve am 3. März um 3 Uhr auf ihrer Pressekonferenz ankündigen? Eure Meinungen und Erlebnisse könnt ihr gerne in die Kommentare schreiben.