Blu-ray Review: A Chivalry of a Failed Knight
Schule, Magie und Ecchi im frischen Gewand.

Es ist zur Abwechslung auch mal wirklich schön, eine Serie gleich direkt von Anfang bis Ende schauen zu können, ohne zwischendrin Monate warten zu müssen, bis der nächste Teil erscheint. Diese Möglichkeit bietet nämlich unser heutiges Reviewexemplar A Chivalry of a Failed Knight, da KSM den Anime nicht in einzelnen Volumes, sondern gleich direkt in einer „Limited Complete Edition“ veröffentlicht. Diese Ausgabe enthält neben einigen Extras und der strengen Limitierung gleich alle 12 Episoden des 2015 erschienenen Anime.
Weder das Setting, noch der Light Novel Ursprung wirken auf den ersten Blick besonders. Ganz im Gegenteil. Fantasywerke, die sich an irgendwelchen Magie-Schulen abspielen, oft auch mit Harem- und Ecchi-Elemente versehen, gibt es inzwischen im absoluten Überfluss. Nicht nur die schiere Menge, sondern auch die teils eher fragwürdigen Inhalte lassen dieses schon fast eigene Sub-Genre in der Anime Community in einem nicht allzu positiven Licht erblicken. Doch schon im Vorfeld zur Veröffentlichung machte die von Silver Link und Nexus in Kooperation produzierte Serie damals auf sich aufmerksam. Von einem frischen Wind und guten Ansätzen war die Rede. Ob da letztlich was dran ist und sich ein Kauf lohnt, versuchen wir heute rauszufinden.
Das haben sich Ikki Kurogane als auch Stella Vermillion wohl ein wenig anders vorgestellt. Das erste Treffen der beiden neuen „Zimmerbewohner“ in der Hagun-Akademie endet etwas unglücklich. Wie der Zufall so will, trug Stella gerade nur ihre Unterwäsche, als Ikki unwissend durch die Haustür stolzierte. Diesen Umstand dadurch auszugleichen, sich auch auszuziehen, mag von Ikki löblich gedacht sein, verschlimmert aber die bereits erhitzte Situation nur noch weiter. Das führt letztlich soweit, dass die beiden einen Kampf austragen, bei dem der Verlierer dem Sieger lebenslang dienen muss. Denn in dieser Schule werden Blazer ausgebildet, besondere Menschen mit der Fähigkeit magische Waffen zu beschwören. Das kommt Stella entgegen, gilt sich doch als eines der absoluten Top-Talente. Ikki trägt dagegen den Titel „Worst One“, weil er der schlechteste Schüler der ganzen Schule ist. Der Kampf scheint daher schon entschieden zu sein, bevor er überhaupt angefangen hat.
Trotz aller Widrigkeiten setzt sich Ikki überraschend als Sieger heraus. Doch statt die feurige Schönheit zu knechten, will er mit ihr gemeinsam die Auswahlkämpfe für das große Sieben-Sterne-Turnier gewinnen. Denn beide erkennen recht schnell, dass sie weit mehr gemeinsam haben, als es der erste Anschein macht. Dank ähnlicher Ambitionen verstehen die beiden sich im Laufe der Serie immer besser. Aber es lauern einige Hürden die es zu meistern gibt. Das Auswahlkämpfe stehen an, und besonders Ikki wird immer wieder mit Situationen konfrontiert, bei denen sowohl seine Künste als Blazer, als auch seine Ideale und Ziele an seine Grenzen gebracht werden. Ein Glück dass er dabei neben Stella auch auf andere Freunde zählen kann, wie etwa seine Schwester Shizuku oder der etwas mysteriös wirkende Alice.
Ikki Kurogane:
Der Protagonist von A Chivalry of a Failed Knight kommt aus der für Magie wertgeschätzten Kurogane-Familie und versucht die Prüfung an der Hagun-Akademie zu bestehen. Er ist ein Blazer, macht aber seiner Familie dabei keine Ehre, wird er doch gerne als „Worst One“ bezeichnet. Dementsprechend wird er von seinen Angehörigen, mit Ausnahme seiner Schwester, regelrecht ignoriert. Trotz der vielen Rückschläge, die er bisher erlitten hat, lebt er zielgerichtet und hat weder sich, noch seine Ambitionen aufgegeben. Er ist außerdem sehr hilfsbereit und ein überaus herzensguter Mensch. Im Kampf verwendet er einen seltsamen Kampfstil, bei dem er die Techniken seiner Gegner kopiert und sie anschließend mit einem mächtigen finalen Angriff niederringt. Leider birgt dieser Stil einige Schwächen und Limitierungen, aber Ikki arbeitet jeden Tag hart um noch besser zu werden. Zusätzliche Motivation schöpft er schon kurze Zeit später aus der schicksalshaften Begegnung mit Stella. In der japanischen Fassung leiht er sich seine Stimme von Ryouta Oosaka (Nagate Tanikaze in Knights of Sidonia) und in der deutschen von Julian Manuel (Zoisite in Sailor Moon Crystal)
Stella Vermillion:
Stella ist die zweite Prinzessin des Vermillion-Königreichs und genauso wie Ikki ein Blazer an der Hagun-Akademie. Anders als er gilt sie aber als absolutes Genie. Ihr heißes Temperament spiegelt sich nicht nur in ihren knallroten Haaren, sondern auch in den feurigen Techniken, die sie verwendet. Mit ihrem großen Flammenschwert kann sie für absolute Zerstörung sorgen und gilt daher für viele als einer der Topanwärter für den Sieg im kommenden Sieben-Sterne Turnier. Anfangs vermag ihr Charakter sehr schablonenhaft einer typischen „Tsundere“ zu entsprechen, aber im Laufe der Handlung entwickelt Stella deutlich mehr Facetten, speziell durch den starken Fokus auf die Beziehung zwischen ihr und Ikki. Viele glauben ihre Fähigkeiten wären ihr in den Schoss gefallen, aber fast niemand weiß, was sie wirklich dafür leisten musste. Ihre Stimme leiht sie sich in der japanischen Fassung von Shizuka Ishigami (Ikuno in Darling in the Franxx) und im deutschen von Jana Kilka (Lucia in Pokémon).
Shizuku Kurogane:
Shizuku ist Ikkis kleine Schwester und kommt etwas später auch als Blazer auf die Akademie. Obwohl sie, im Gegensatz zu Ikki, die Akzeptanz der Kurogane Familie hat, hält auch Shizuku eine gewisse Distanzierung zur Sippe, wenngleich dies von ihr selbst ausgeht. Sie hegt große Bewunderung für ihren großen Bruder, weshalb das Verhalten ihrer Familie, was Ikki betrifft, bei ihr auf Unverständnis stößt. Sie ergreift gerne die Initiative, wirkt in ihrer Art sehr direkt und spricht aus, was andere meist nur denken. Ihre Gefühle zu ihrem Bruder sind stark und gehen möglicherweise sogar über normale Geschwisterliebe hinaus. Die Tatsache, dass sich Stella und Ikki langsam näher kommen, ist ihr daher ein Dorn im Auge, was öfter zu Streitigkeiten zwischen den beiden Mädchen führt. Im Kampf wirkt Shizuku kühl und fokussiert, was sich auch in ihrer Technik, die Manipulation von Wasser und Eis, wiederspiegelt. In der japanischen Fassung leiht sie sich ihre Stimme von Nao Touyama (Liselotte Sherlock in Trinity Seven) und in der deutschen von Moira May (Mia in Die Monster Mädchen)
Alice Arisuin:
Alice ist die Zimmergenossin von Shizuku und schließt schon bald Freundschaft mit ihr und den anderen. Sie kommt ein wenig mysteriös und unberechenbar daher, aber ihr wohl auffälligstes Merkmal ist ihr männliches Aussehen. Trotzdem bläst sie deswegen keineswegs Trübsal, sondern ist meistens ein hilfsbereiter und fröhlicher Zeitgenosse. Besonders Shizuku ist ihr sehr wichtig. Man sieht sie zwar nie wirklich kämpfen, aber sie ist auch ein Blazer. Ihre Waffe ist ein Dolch, mit dem sie Schatten manipulieren kann. Wie stark sie ist, lässt sich schwer einschätzen, aber durch die Tatsache, dass sie selbst in heiklen Situationen einen kühlen Kopf bewahren kann, lassen seine Fähigkeiten und Erfahrung bereits andeuten. In der japanischen Fassung leiht sie sich ihre Stimme von Shinatrou Asanuma (Rentarou Kusunoki in Food Wars) und in der deutschen von Tom Raczko (Makoto Yuuki in Persona 3).
Touka Todo:
Touka ist nicht nur die Schülersprecherin der Hagun-Akademie, sondern gilt auch als die stärkste Schülerin am ganzen Campus. Obwohl sie ihren Pflichten immer sehr bewusst und mit der nötigen Ernsthaftigkeit nachkommt, macht sie die meiste Zeit einen fröhlichen Eindruck, gelegentlich ist aber auch sie etwas abwesend und schusselig. Doch sobald es zum Kampf kommt, zeigt sie ihr wahres Gesicht. Gnadenlos effektiv und präzise schaltet sie ihre Gegner in Windeseile aus, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken. Ihre mächtigen Blitzfähigkeiten wirken regelrecht Übermächtig, und lassen keinen Zweifel über ihren Status aufkommen. Sie behandelt ihre Kontrahenten aber stets mit dem nötigen Respekt und ein harter Kampf gegen einen richtig starken Gegner lässt sie im wahrsten Sinne des Wortes elektrisieren. In der japanischen Fassung leiht sie sich ihre Stimme von Hisako Kanemoto (Sara Tachibana in Citrus) und in der deutschen von Corinna Dorenkamp (Kay in Girls und Panzer).
Über die 12 Folgen liegt der Fokus der Handlung klar auf dem Auswahlturnier. Dieses ist gespickt mit starken Kontrahenten, die immer wieder in fulminanten Kämpfen bezwungen werden müssen. Aber meist stecken mehr als simple Auseinandersetzungen dahinter, wie etwa besondere Umstände oder aber eine durchaus interessante Hintergrundgeschichte. Schon hier beweist die Serie, dass sie sich qualitativ von der Masse abhebt. Wirkliches Highlight für viele wird aber der Romance-Anteil sein. Anders als bei anderen Genrevertretern, die gerne ihre romantischen Anteile auf mehrere weibliche Akteure verteilen, konzentriert man sich hier deutlich auf Ikki und Stella. Und das wird über die ganze Serie hinweg weitergeführt. Diese Komponente bringt, wie anfangs schon erwähnt, durchaus eine gewisse Frische rein. Zurückzuführen lässt sich das wohl schon auf die sehr kompetente Vorlage, die es nicht nur versteht die Balance zwischen den verschiedenen Genres zu halten, sondern wie man auch Charaktere merklich weiterentwickelt. Stella und Shizuku sind dabei zwei wirklich gute Beispiele, die ihre anfangs klischeehaften Charakterzüge langsam, aber sicher über Bord werfen.
Leider endet die Serie offen, wenngleich es einen durchaus zufriedenstellenden Abschluss gibt. Auf eine zweite Staffel wartet man aber bisher vergebens. Und ganz auf typische Genre-Elemente kann dann A Chivalry of a Failed Knight doch nicht verzichten. Kleine Ecchi Einlagen, fragwürdige Designentscheidungen sowie ausgelutschte Dialoge werden immer wieder mal eingestreut. Die Kämpfe sehen zwar optisch ansprechend aus, aber manche davon könnten etwas länger sein. Und das Setting bietet dann auch wirklich nichts, was man nicht schon woanders ähnlich oder gar identisch gesehen hat. Hier verpasst es die Serie genauso wie die meisten anderen Genrevertreter, die gewissen Eigenheiten ihrer Welten ordentlich zu thematisieren. Wofür werden die Blazer eigentlich benötigt? Wo hat die Magie ihren Ursprung? Solche Themen werden erst gar nicht behandelt. Natürlich muss ein solches Werk nicht für alles eine Antwort haben, aber besonders bei einem solch unrealen Setting hilft es ungemein, diese mit den nötigen Informationen zu versorgen, damit man sich als Zuschauer besser hineinversetzen kann. Loben kann man dafür das Pacing, das eigentlich kontinuierlich in einem angenehmen Tempo voranschreitet. Auch, zumindest soweit uns nach etwas Recherche bekannt, hat man sich wohl weitestgehend an die Vorlage gehalten. In diesem Bereich haben Silver Link und Nexus alles richtig gemacht.
Auch was die Optik sowie die Animationen angeht, kann man die Studios loben. Zwar wird nicht durchgängig die Qualität auf hohem Niveau gehalten, aber die Serie versteht es, Schlüsselszenen ordentlich mit Wucht und beeindruckenden Kamerafahrten zu unterlegen. Nur was den Kontrast im Farbton angeht, sind wir nicht ganz mit der Entscheidung zufrieden. Alles wird sehr hell dargestellt, wodurch es etwas verblasst. Das ist nicht per se schlecht, aber etwas knackigere Farben hätten so manche Szene noch eindrucksvoller wirken lassen.
Zwar wirkt das Bild dank der 1080p-Auflösung scharf, aber die Serie gibt sich alles andere als detailfreudig. Besonders Hintergründe sind fast durchwegs schlicht gehalten. Im späteren Verlauf, speziell die vorletzte Folge sowie auch im finalen Kampf, gibt es aber ein paar nennenswerte Ausreißer. Hier durfte sich Shin Ōnuma, einer von Silver Links talentiertesten Leuten, der hier als Director fungiert, ein wenig austoben. Wir wollen aus Spoiler-Gründen nicht zu viel verraten, aber er schafft es mit einer etwas unkonventionellen Darstellung die Situation atmosphärisch hervorragend einzufangen. Leider aber nur gegen Ende, was dann leider etwas befremdlich zum Rest wirkt. Mehr davon hätte der Serie sicher nicht geschadet.
Die Untertitel sind in Weiß gehalten, fast immer gut leserlich und halten sich recht genau an die japanische Originalvertonung. Genau so muss es sein. Ganz so genau nimmt es da die deutsche Vertonung nicht, was erstmal nichts Schlechtes ist - ganz im Gegenteil: Zu einer guten Lokalisierung gehört auch, nicht einfach eine 1:1 Übersetzung des japanischen O-Tons den Sprechern vorzulegen, sondern ein gewisses Händchen für natürliche Dialoge zu haben und gewisse Charaktereigenschaften in die Sprache mit einfließen zu lassen. Und das wurde hier vorbildlich umgesetzt.
Rieke Werner und Birte Baumgardt, die für das Dialogbuch und Regie verantwortlich sind, schaffen es dank guter Improvisation und Zusammenspiel, dass sich die Charaktere auch im Deutschen lebendig anfühlen. So gut, dass manchmal ein wenig über das Ziel hinausgeschossen wurde. Bei dem ein oder anderen flapsigen Spruch hätte man sich möglicherweise etwas mehr an dem dezenteren Original halten sollen. Aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau und stört den Gesamteindruck nur gering.
Ein weiterer Grund dafür ist die hervorragende Wahl der Sprecher. Es ist schon fast einmalig, dass alle wichtigen Charaktere eine passende Stimme haben. In der Regel gibt es immer mindestens eine Rolle, die schlicht unpassend besetzt wurde. Aber hier harmonieren alle hervorragend miteinander und es entsteht eine einmalige Dynamik, die auf ihre Art und Weise sich tatsächlich mit dem japanischen Original messen kann. Der Schlüssel liegt hier natürlich beim Zusammenspiel zwischen Ikki und Stella bzw. ihren Sprechern Julian Manuel und Jana Kilka. Diese funktionieren zusammen prächtig, egal in welcher Situation.
Dabei ist besonders Stellas Rolle eine Herausforderung, da sie gerne mal von einer temperamentvollen, kräftigen Ausdrucksweise in binnen weniger Augenblicke plötzlich in Schüchtern und Verlegen wechselt. Auch ihre Entwicklung über die Serie hinweg wurde gut eingefangen. Das alles mündet in einem wirklich angenehmen Seherlebnis. Für Puristen gibt es aber natürlich auch die japanische Sprachausgabe, an der es wie immer nichts auszusetzen gibt.
Auf allen drei Datenträgern befinden sich das Opening, Ending, eine Trailerauswahl sowie eine Bildergalerie. Die letzten beiden unterscheiden sich auf jedem der Datenträger, während Opening und Ending in einer Textless Version auf allen drei Blu Rays identisch daherkommen. Die weiteren Features und Extras der Limited Complete Edition können wir an dieser Stelle nicht bewerten, da sie nicht Bestandteil unseres Pressemusters waren, das uns von KSM für diese Review bereitgestellt wurde. Dazu gehören ein Schuber, ein Poster, Postkarten sowie Aufkleber.
A Chivalry of a Failed Knight setzt in der Tat frische Akzente, reißt dabei aber keine Bäume uns. Trotz aller positiven und weitsichtigen Änderungen sollte man eine gewisse Affinität zum Magie-Schulen-Setting haben. Dafür sind dann doch zu viele der bekannten Elemente vertreten. Wer damit aber was anfangen kann, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Die Kämpfe sind prachtvoll anzusehen, Charaktere schaffen es aus ihren schablonenartigen Zügen herauszuwachsen und das Pacing schreitet fast zu jeder Zeit angenehm voran. Das herausstechende Merkmal bleibt aber der Romance-Anteil, der bis zum Ende der Serie durchgängig Bestandteil der Handlung ist. Da setzt man sich von der Konkurrenz ab, da man sich dagegen entschieden hat, einen Harem einzubauen, der meist vergeblich um die Gunst des Protagonisten buhlt. Die Lokalisierung ist vorbildlich und kann ganz klar als zusätzlicher Kaufgrund aufgeführt werden. Und davon braucht die Serie ein paar, den mit ca. 120 Euro schlägt sie ordentlich zu Buche. Wer das bereit ist zu zahlen, erhält aber ein wirklich gelungenes und stimmiges Gesamtprodukt.
Falls ihr Interesse an der Serie habt, könnt ihr sie hier kaufen.
©Riku Misora – SB Creative Corp./CAVALRY Project
Sämtliche Aussagen dieser Rezension reflektieren lediglich die Meinung des Autoren und nicht die von Crunchyroll und seiner Partner.
~ArminKO90