Verzögerungen durch Evangelion - Interview mit den Gainax-Chefs
Hiroyuki Yamaga und Asao Yoshinori im Gespräch

Kurz vor der Connichi überraschte Studio Gainax das Internet mit einer Flut an Ankündigungen: Nicht nur wolle man die seit 1992 angekündigte Fortsetzung zu The Wings of Honneamise - Uru in Blue - fertig stellen ud veröffentlichen, man arbeite auch an anderen größeren Projekten. Zwei Tage nach der Ankündigung durften wir uns mit den Chefs von Gainax und Gaina (ehemals Fukushima Gainax), Hiroyuki Yamaga und Asao Yoshinori, zusammensetzen, um sie zu all diesen neuen Projekten zu befragen.
Sie haben kürzlich einige Wellen im Netz geschlagen, als Sie nicht nur die kommende Veröffentlichung ihres lange erwarteten Films Uru in Blue, sondern auch einen neuen Gunbuster-Ableger nebst anderen Projekten ankündigten. Wie kam es dazu, dass plötzlich all diese großen Ankündigungen auf einmal kamen?
Yoshinori-san: In Japan gibt es ein aufstrebendes Unternehmen namens “Kino Films“, welches der Kinoshita Group gehört und nicht nur Filme in Japan verbreitet, sondern auch sehr daran interessiert ist, japanische Filme im Ausland zu vertreiben. Sie haben auch ein Interesse an Anime und haben uns bezüglich einer Zusammenarbeit an Uru in Blue, Gunbuster Rescue Academia und Akubi o Suru ni wa Wake ga Aru kontaktiert. Sie sind in all diese Projekte involviert. Und jetzt haben wir von ihnen die Finanzierung und eine neue Firma namens „Gaina“ [früher „Fukushima Gainax“], sodass alles bereit war, angekündigt zu werden.
Es ist gerade einmal einen Monat her, dass die Kinoshita Group Fukishima Gainax erworben hat. Waren diese Projekte schon vorher geplant oder hat sich das alles erst kürzlich ergeben?
Yamaga-san: Diese Projekte sind nicht so alt und haben sich alle in den letzten fünf Jahren oder so ergeben. Aber nun haben wir einen Investor, um diese Projekte zu finanzieren, sodass wir sie endlich vorantreiben können.
Gilt das auch für Uru in Blue, welches ja bereits 1992 mit einem geplanten Budget von $40 Millionen angekündigt wurde? Über die Jahre wurde es immer mal wieder erwähnt, aber kam nie komplett zum Vorschein. Wie war da die Entwicklung über die Jahre?
Yamaga-san: Wir planten ursprünglich bereits in 1987, eine Fortsetzung zu The Wings of Honneamise zu produzieren und erwarteten, dass die aufgrund der Größe des Projektes etwa 10 Jahre dauern würde. Aber dann kam Evangelion und wir mussten es aufschieben. Ursprünglich dachten wir, dass die Popularität von Evangelion nur ein paar Jahre halten würde, aber es ebbte nicht ab. Das war definitiv einer der Hauptgründe für die Verzögerungen.
War es Absicht, dass der Film nun zum 30. Jubiläum der ursprünglichen Ankündigung erscheinen soll oder war das nur Zufall?
Yamaga-san: Nein, das war reiner Zufall. Das Timing ergab sich einfach so mit unseren Geldgebern.
Yoshinori-san: Hierbei ist immerhin eine Vielzahl von Leuten involviert. Wir wollten auf jeden Fall [Yoshiyuki] Sadamoto-san wieder als Character Designer dabeihaben, aber er ist sehr beschäftigt, mit 4-6 Projekten jedes Jahr – seien es nun Anime oder Videospiele. Er hat kürzlich erst den Evangelion-Manga beendet und wegen solcher Sachen könnte er sich sicher nicht vollständig auf das Projekt konzentrieren. Da wir aber natürlich am Ende das Bestmögliche abliefern wollen, braucht es nun einiges an Zeit und die richtigen Personen.
Sie versuchen also, so viele Leute wie möglich aus dem ursprünglichen Team dabei zu haben?
Yamaga-san: Es ist nicht geplant, dass alle wieder dabei sind, da so viel Zeit vergangen ist. Einige sind tot, andere wiederum sehr alt. Sadamoto-san und ich sind vermutlich die Einzigen, die noch vom ursprünglichen Team dabei sind, doch wir haben einiges an neuen Talenten, die auch ihr Bestes geben.
Yoshinori-san: Neulich habe ich ein paar Tempeltüren für Uru gezeichnet und konnte den World Designer von Final Fantasy, [Isamu] Kamikokuryo-san, kennenlernen. Er gehört zu den Leuten, die wir eventuell ins Team holen möchten. Wir müssen einiges an Terminplänen abgleichen, aber jetzt, wo die Ankündigung raus ist, kann nächsten Frühling hoffentlich jeder genug Zeit finden.
Zwischen Gunbuster und Diebuster gab es einiges an stilistischen Änderungen sowie Wechsel im Produktionsteam. Ist in der Hinsicht bereits etwas für den dritten Ableger geplant?
Yamaga-san: Von Gunbuster zu Diebuster wechselte der Character Designer [von Haruhiko Mikimoto zu Yoshiyuki Sadamoto], aber wir planen, Sadamoto-san für den dritten Ableger beizubehalten. Ich habe außerdem bereits das Drehbuch für die erste Folge fertig geschrieben. Es spielt weiterhin im selben Universum, wird aber dennoch sehr anders sein.
Yoshinori-san: Es soll außerdem das erste neue Projekt sein, noch vor Uru.
Ein weiterer Anime, den sie für 2021 angekündigt haben, ist Rescue Academia. Dieser soll dem Tourismus in Fukushima nach der Katastrophe von 2011 helfen. Haben sie hierzu schon ein paar Details für uns?
Yoshinori-san: Landwirtschaft und Fischerei waren dort zuvor sehr groß und man ist gerade im Begriff, eine neue High-Tech-Industrie in der Tōhoku-Region aufzubauen, die von all dem getroffen wurde. Der Anime selbst soll zeigen, wie Kinder mithilfe von KIs mit solchen Katastrophen umgehen können – nicht nur in Fukushima, sondern weltweit. Es soll eine Abenteuerserie werden, die ein Bewusstsein dafür schafft, wie Technologie und die Umwelt eine Hilfe bieten können.
Okay, und irgendwelche Infos zu Akubi o Suru ni wa Wake ga Aru?
Yoshinori-san: Sadamoto-san wird in dieses Projekt involviert sein und auch eine Manga-Version anfertigen. Aber da er immer einige Zeit braucht, um Manga zu zeichnen, ist dieses Projekt erstmal pausiert, bis Uru erschienen ist. Er arbeitet bereits an einigen Skizzen, die jedoch noch nicht veröffentlicht wurden.
Vielen Dank für das Interview!