Die guten Dinge zuerst. Punkte für Originalität. Zum X-ten mal fallen Außeriirdische auf der Erde ein. Zum X-ten mal werden sie von Helden in Robot-Rüstungen bekämpft. Zum X-ten mal gibt es eine dritte Kraft, die aus den Schatten agiert.
ABER. Entgegen dem allgemein etablierten Klischee ist unser Protagonist kein Mitglied der Heldentruppe. Tatsächlich hat er einen persönlichen hass auf besagte
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Die guten Dinge zuerst. Punkte für Originalität. Zum X-ten mal fallen Außeriirdische auf der Erde ein. Zum X-ten mal werden sie von Helden in Robot-Rüstungen bekämpft. Zum X-ten mal gibt es eine dritte Kraft, die aus den Schatten agiert.
ABER. Entgegen dem allgemein etablierten Klischee ist unser Protagonist kein Mitglied der Heldentruppe. Tatsächlich hat er einen persönlichen hass auf besagte Helden und macht sich auf, ihnen das Handwerk zu legen. Interessante Wendung, und gleich in der ersten Folge.
Zweiter Pluspunkt: Wer auch immer die Geschichte geschrieben hat, war ein Fan von "Show, don't tell". Die Sachlage hinter den Geschehnissen wird Stück für Stück präsentiert, durch Aktionen der Pro-und Antagonisten, nicht durch einen einzelnen Charakter in einem fünf minütigen Monolog. Das führt zuerst zu einer mäßigen Verwirrtheit des Zuschauers, sorgt aber dafür dass man auch nebensächliche Äußerungen der Charaktere in Betracht zieht im Versuch, alles zusammanzupuzzeln. Sehr schön.
Aller guten Dinge sind Drei: Die Geschichte ist keine Verfilmung eines Light Novels, sondern eine Original Story die gleichzeitig als Manga und Anime veröffentlicht wird. Das allein lässt schon auf höhere Qualität hoffen.
Dummer Weise kommen jetzt die schlechten Punkte:
Erstens: Gratuitous CGI. Die Mechs sehen nicht schlecht aus, mit einem Design Focus auf indischem Apparel für die "Helden" und einer Katzen mit XXL Ohren für den Hauptcharakter. Es sticht dennoch heraus sobald sie sich einmal im Tageslicht balgen. Alternativ wenn ein CGI Finger seine Polygone direkt in die Kamera hängt. Oder die Aktinischen Regenbogenflügel mit denen sich die Mechs bewegen. Gibt schlimmeres (ja, RWBY, du bist gemeint), aber reine Handzeichnungen oder Hybride währen trotzdem besser gewesen.
Zweitens: Die deutsche übersetzung ist furchtbar.
To illustrate:
Erste Folge:
"Dieses riesige Objekt kommt langsam immer näher - Können sie das glauben"
Ich wünschte ich hätte genug Witz, um darauf passend zu antworten.
"Die Raketen sind abgeprallt und wie Watte ins Meer gefallen."
Bitte was? nicht nur war das faktisch inkorrekt, wer redet bitte so?
"Telekinetisches Lichtkleid"
Are you effing kidding me? Pardon my French...
Und so weiter, und so weiter. Die Passage, welche die Bewohner der Stadt aufrief, "zum Wohle des Volkes" in den Keller zu flüchten, war wenigstens noch witzig. Aber es geht weiter.
Zweite Folge 5:45 :
"Design und Größe werfen die Frage auf, was für Menschen so etwas bauen würden." Dem stimme ich voll und ganz zu. Sowas bizarres habe ich seit "Gantz" nicht mehr gesehen.
Aber halt, Moment, irgendwas stimmt hier nicht. Prüfen wir mal die anderssprachlichen Untertitel.
English: "(...) make me question the sanity of the man who made it." - oder in Deutsch: "Das Design wirft die Frage auf, ob der Designer noch ganz dicht war." Okay, übersetzen ist eine Kunstform. Und ich verstehe kein Japanisch, kann hier also nicht wirklich urteilen. Sehen wir uns mal die anderen Sprachen an.
Italienisch: (...) dubitare della sanita mentale della persona...
(...) Zweifeln an der geistigen Gesundheit...
Französisch: on peut penser a l'ouvre d'un fou (.)
Man kann an die Offenheit eines Verrückten denken (...)
Spanisch: (...) me hace cuestionar la cordura del que lo hizo...
(...) die Vernunft des Herstellers in Frage stellen....
So yeah, in allen Sprachen, die ich lesen kann, AUßER Deutsch. Was ist das? Ein versuch der Zensur für den deutschsprachigen Raum? Politische Korrektheit? Was?
Darüber hinaus hat der gute TV Kommentator allerdings den Nagel auf den Kopf getroffen: Wenn man einen fremden Planeten mit gigantischen Konstrukten angreift, wenn man ganz offensichtlich jedwede Form für besagte Konstrukte wählen kann, warum in drei Teufels Namen würde man gerade DIESE Form wählen?
Die Antwort? Die Produzenten dieses Anime sahen sich in der wenig beneidenswerten Lage, dass der Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit so unglaublich ordinär, alltäglich und dreitausendmal durchgekaut ist, dass sie mit Recht befürchten mussten, niemand würde "Planet With" sehen wollen. Nicht schon wieder ein Anime, in dem die außerirdischen Horden auf der Erde einfallen und von Teenagern in Robot-Rüstungen zurückgeschlagen werden müssen? Hatten wir schon zehn Mal dieses Jahr...
Was macht man also? Man gibt besagten Invasoren ein bizarres Aussehen, in der Hoffnung das würde über die Banalität der Sache hinwegtäuschen. Es wird dem Zusachauer später eine halbgare "Erklärung" aufgetischt, warum die Invasoren ihre Konstrukte nicht mit Bomben und Raketen bestücken, nicht dass die ganze Geschichte dadurch mehr Sinn macht.
Wenn ich Bizarr sehen will guck ich mir nochmal "KADO: The Right Answer" an.
Jenseits des Erwähnten bliebt noch Generelles und banales:
Ein Running Gag ist die permanente unfähigkeit des Haupcharakters, einmal in Ruhe ein bißchen Fleisch zu essen. Wann immer er die Chance bekommt, wird er entweder gestört, bevor er auch nur zubeißen kann, oder er bekommt stattdessen Tofu untergejubelt. Ausserdem heisst der MC "Soya". Sieht mir stark nach einem roten Hering aus.
Der "Mentor" des Hauptcharakters spricht kein Deutsch, miaut bloß andauernd, also übersetzt seine Haushälterin für ihn. Das mag in Japan witzig sein, aber das andauernde: Or so he says, mit einer übermäßig niedlichen Kinderstimme wird ziemlich schnell nervig.
Der Humor ist typisch und leicht gehalten. Einige Situationen wirken gekünstelt. So in der zweiten Folge, wo Torai Kuroi fragt, ob er nicht eigentlich in der schule sein sollte. Die Frage im Interview, ob der Mitklässler wohl das Klo inzwischen gefunden hat, regt dagegen zum Schmunzeln an.
Fazit: Solide Geschichte mit einer ungeewöhnlichen Perspektive. Leichter Humor, mag ein bißchen heftig auf die RACHEEEEEEE! vs "Make love, not War" Drüse drücken was die Entwicklung der Geschichte angeht, bleibt aber leicht in letzter Instanz. Seht's euch in Englisch an oder hofft auf unfreiwillig komische Übersetzungen.
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